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politische Sensibilisierung durch die Nutzung bestimmter Technik / Software

Version 1.0, 08.06.2015

Es ist offensichtlich, dass das politische Einflusspotential der Snowden-Enthüllungen und ähnlicher Probleme (z.B. die NSA-Selektoren für den BND) keine Relevanz besitzt. Warum ist das so? Mögliche Gründe:

Die Empörung in der Bevölkerung war jedenfalls auch zu ihrem Maximum nicht stark genug (oder nicht zielgerichtet genug), um schnell etwas zu bewirken. Und da – wie bei jedem Thema – die Aufregung im Laufe der Zeit nachlässt, kann die Politik das bisschen Empörung gut aussitzen, zumal sehr wenige sehr laut sind und die meisten gar nichts dazu sagen.

Wie stark die politische Mobilisierbarkeit durch ein Thema nachlässt, hat sicher auch viel damit zu tun, wie präsent es im Alltag ist. Beispielhaft beim Umweltschutz, dem Atomausstieg und Bioessen – als erfolgreiche politische Umwälzungen – konnte jeder leicht was tun: Man konnte ein Auto mit Katalysator kaufen, bevor er Pflicht wurde. Man kann ein verbrauchsarmes Auto kaufen. Man kann "atomfreien Strom" kaufen, man konnte auch vor der Einführung des Siegels Bioessen kaufen.

Durch diese Aktivitäten / Entscheidungen wird das Thema dauerhaft im Alltag der Interessierten verankert; außerdem wird ein Markt geschaffen, von wo aus es nur ein kleiner Schritt hin zu entsprechender Lobbyarbeit ist.

soziale Probleme und technische Lösungen

Es heißt immer, man könne soziale Probleme nicht durch Technik lösen. Aber auch wenn man mal annimmt, dass das stimme, bedeutet das nicht, dass Technik kein bedeutender, vielleicht sogar ein unverzichtbarer Schritt hin zur Lösung eines sozialen Problems sein kann.

Die oben genannten Probleme – die natürlich nicht schon alle sein müssen, die für dieses Problem relevant sind – treten nur oder jedenfalls ganz überwiegend bei Leuten auf, die die entsprechende Technik nicht verwenden. Das ist erst mal wenig überraschend, weil die Stärker-Interessierten sowohl eine höhere Affinität zu der Technik haben als auch politisch besser mobilisierbar sind. Die spannende Frage ist, wie sich die Nutzung der Technik auf die politische Befindlichkeit von Leuten auswirkt, die sie heute noch nicht nutzen.

Technik als politischer Katalysator

Natürlich kann man nicht jeden dazu bringen, die Technik ernsthaft zu nutzen; das ist die erste Hürde. Aber die Wahrscheinlichkeit erscheint sehr hoch, dass eine ernsthafte Nutzung als politischer Katalysator wirkt: Jemand, der in einem Moment der politischen Empörung beginnt, Kryptografie o.Ä. zu nutzen,

Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich auf die Generierung neuer Nutzer der Technik zu konzentrieren, weil eine Vergrößerung der Nutzerschaft das politische Potential automatisch und dauerhaft erhöht, wogegen das nicht mit Technik unterfütterte politische Potential sich im Laufe der Zeit verflüchtigt.

Der Technikfokus ist schon deshalb alternativlos, weil die Zeit seit Snowden in maximaler Deutlichkeit gezeigt hat, dass politische Aktivitäten nichts bringen. Egal, was noch passiert / bekannt wird: Mehr Empörung als in den drei Monaten nach Snowden wird es nicht geben. Da aber schon das nichts bewirkt hat und es nach zwei Jahren in der Politik noch nicht einmal brauchbare Vorschläge gibt, bei denen "nur" die Durchsetzung scheitert, ist das Vertrauen in zukünftige rein politische Effekte bestenfalls naiv.

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