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Kryptografie-Zwang durch Prominente

Version 1.0, 02.06.2014

Einer der wesentlichen Gründe dafür, dass die Verbreitung von Kryptografie nicht in Gang kommt, ist die Freiwilligkeit: Es ist quasi niemand gezwungen, sie zu verwenden. Diejenigen, die sich freiwillig dazu entschließen, haben drei Nachteile:

  1. Sie sind zu wenige.

  2. Sie nutzen Kryptografie womöglich (mangels Kontakten) nicht dauerhaft.

  3. Sie sind nicht wichtig (sehr begrenzter Multiplikatoreffekt).

Natürlich sollen auch weiterhin alle freiwilligen Interessenten gut betreut werden, aber es kann nicht schaden, sich parallel dazu nach weiteren Zielgruppen umzusehen.

ideale Multiplikatoren

Wenn man sich einen Multiplikator wünschen könnte, dann wäre das wohl einer, der

  1. viele richtige Kontakte hat

  2. seine Kontakte nicht nur " irgendwie beeinflusst", sondern dafür sorgt, dass ein Großteil von ihnen sich Kryptografie zulegt

  3. auch viele solche Leute (weniger stark) beeinflusst, die keine richtigen Kontakte von ihm sind.

Diejenigen, auf die das am ehesten zutrifft, sind A-Promis. Also Leute, die einerseits sehr bekannt sind und für deren (geschäftliche) Kontakte die Kommunikation mit ihnen unverhandelbar ist. Da andere mit ihnen elektronisch kommunizieren müssen, können sie einfach festlegen: Ihr schreibt mir in Zukunft verschlüsselt und/oder signiert oder gar nicht. Da die Kommunikation mit A-Promis nicht einfach wegfallen kann, müssen sich dann viele Leute kümmern. Damit das wirklich effektiv ist, müssen allerdings ausreichend viele Leute direkt mit dem- oder derjenigen kommunizieren. Wenn die alle nur mit einem Manager oder einer Agentur kommunizieren und am Ende nur die Kommunikation zwischen Promi und Agentur verschlüsselt / signiert wird, bringt das natürlich nicht viel.

eine Kampagne

Damit solche Unterstützung für das Thema auch die allgemeine Öffentlichkeit optimal beeinflusst, sollte man versuchen mehrere A-Promis (ergänzend gerne auch B- und C-Promis, die das aber wohl nicht ganz so radikal durchziehen können) dafür zu gewinnen und eine gemeinsame Bekanntmachung durchzuführen. Vielleicht ein Stern-Titel: Wir verschlüsseln!

Sinnvoll wäre aus mehreren Gründen, das mit einiger Vorlaufzeit zu machen. Die Ansage könnte also sein:

Es muss sich etwas in Deutschland ändern; nicht sofort, aber grundlegend. Deshalb werden wir nur noch ein halbes Jahr lang normale E-Mails entgegennehmen.

  1. Das wäre eine faire Vorbereitungszeit für diejenigen, die sich darauf einstellen müssen. Es ist ja nicht das Ziel, irgendwen unter Zeitdruck zu setzen.

  2. Das wäre genug Zeit, in der sich viele weitere Prominente (und ggf. andere wichtige Leute) der Aktion anschließen könnten.

Nebeneffekte

Es liegt in der Natur der Sache, dass die meisten Betroffenen irgendwie mit den Medien zu tun haben. Dadurch würde das Thema in erheblichem Umfang in die Medien hineingetragen, und genau das ist nötig.

Es würden wohl nicht nur diejenigen reagieren, die mit einem der beteiligten Promis kommunizieren müssen. Einerseits könnte es irgendwann mal peinlich werden, wenn lauter Schauspieler u.Ä. mit der Technik hausieren gehen, aber eine "Führungskraft" davon überfordert erscheint.

technische Voraussetzungen

Es reicht natürlich nicht, einfach nur anzukündigen, dass man unverschlüsselte, unsignierte Mails boykottiert, man muss es dann auch tun. Damit das auch irgend jemand wirklich in Erwägung zieht, darf das kein Mehraufwand sein. Man braucht also ein Mailsystem, das verschlüsselte und signierte Mails (in allen Formaten: PGP/Inline, PGP/MIME, S/MIME) erkennt und die sonstigen Mails anders handhabt. Die Handhabung kann, aber muss nicht so aussehen, dass man die Mails wirklich wegschmeißt. Ein weniger radikaler Ansatz wäre, dass normale Mails verzögert zugestellt werden. Von wichtigen Leuten (das muss natürlich konfiguriert werden) einen Tag später; von unwichtigen Leuten eine Woche später.

Damit das seine erzieherische Wirkung nicht verfehlt, würden die Absender normaler Mails in größeren Abständen einen Hinweis bekommen, dass ihre normalen Mails nicht oder nur verzögert zugestellt werden. Diese Hinweismail enthielte sinnvollerweise auch Anlaufstellen, über die man sich dem Thema nähern kann. Diese Hinweismails würden sofort nach der öffentlichen Ankündigung scharfgeschaltet, in der Vorbereitungsphase natürlich mit angepasstem Text.

Mailgateway

Man muss damit rechnen, dass ein Promi zwar die Notwendigkeit einsieht, dass die Deutschen endlich in nennenswertem Umfang anfangen, ihre Kommunikation umzustellen, und auch bereit ist, als "Vorbild" (oder jedenfalls Promotor der Technik) aufzutreten, aber wenig Lust darauf hat, dass seine tägliche Kommunikation komplizierter wird. Deshalb sollte man ihm anbieten, dass er (ganz im Sinne dieses Vorschlags) mehrere Schlüssel bekommt: einen unsicheren für die Alltagskommunikation, einen für die Fälle, in denen ganz bewusst verschlüsselt und signiert wird und dann vielleicht noch einen ganz harten für den Fall der Fälle. Die Alltagskommunikation könnte dann über ein Mailgateway laufen, so dass sich für den Promi gar nichts ändert: Die Nachrichten kommen unverschlüsselt an, ausgehende werden automatisch signiert.

Damit das gemacht werden kann, müsste der Promi noch nicht mal seine ganze Infrastruktur umstellen, also nicht den Anbieter wechseln. Die Einrichtung einer Weiterleitung wäre ausreichend. Wo das nicht möglich ist, könnte eine bestehende Mailbox automatisch geleert (und "weitergeleitet") werden.

Finanzierung

Das alles muss auch irgendwie bezahlt werden. Für einen spezialisierten Mailanbieter mag es reizvoll sein, mit dieser Aktion in Zusammenhang gebracht zu werden, aber ob das allein ausreicht, ist fraglich. Bei großen Anbietern wie der Telekom würde die Frage nach den Kosten gar nicht erst gestellt, aber die großen Anbieter sind bisher, gelinde gesagt, nicht durch vorbildliches Verhalten aufgefallen. Es wäre deshalb schon irgendwie komisch, deswegen nun auf sie zurückzugreifen.

Einfacher dürfte es sein, sich einen Sponsor zu suchen. Irgendein Unternehmen, das mit IT überhaupt nichts am Hut hat, aber gerne mit unterstützt von XY auf dem Plakat mit den vielen bekannten Gesichtern stehen möchte. In Zeitschriften und ins Fernsehen kommt man damit sicherlich auch kostenlos, aber für eine Plakataktion müsste man wohl wirklich Geld in die Hand nehmen. Es erscheint aber nicht unwahrscheinlich, dass sich ergänzend zu den "öffentlichen" Plakatierungen einige Unternehmen finden, die – aus Unterstützung für die Sache oder um ein bisschen was vom Glanz abzubekommen – in ihren Filialen die Plakate aufhängen (und vielleicht sogar Aktionen vor Ort machen).

Motivation

Der Verfasser ist wenig geeignet, die Befindlichkeiten von A-Promis zu bewerten. Eine vielleicht etwas naive Betrachtung führt zu folgenden möglichen Faktoren:

Vermutlich kommt es sehr darauf an, wen man als ersten Unterstützer gewinnt. Den Sponsor schon vorher zu haben, kann sicher auch nicht schaden.

ergänzende Maßnahmen

Vielleicht hat der Sponsor (oder andere) Lust, ein paar besondere "Cryptopartys" zu finanzieren: Fünf A-Promis kommen auf eine Cryptoparty für 50 B-Promis.

sinnvolle Kombinationen

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