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Initiierung von Cryptopartys durch Stadtverwaltungen

Version 1.1, 05.01.2014

Wenig überraschender Weise hängen das Vorhandensein, die Regelmäßigkeit und die Häufigkeit von Cryptoparty-Angeboten eng mit der Größe der Stadt zusammen. In Berlin gibt es inzwischen (Anfang 2014) drei regelmäßige Veranstaltungsreihen plus weitere einzelne Veranstaltungen; in Hamburg und Köln finden regelmäßig Veranstaltungen statt, ebenso in etlichen etwas kleineren Großstädten. Aber in Städten unter 200.000 Einwohnern passiert kaum etwas. Dort lebt aber ein Großteil der deutschen Bevölkerung.

Den Nachteil, dass es dort weniger ITler und vor allem weniger IT-Vereine u.Ä. gibt, müsste man zumindest teilweise dadurch ausgleichen können, dass man mehr Aufmerksamkeit für so eine Veranstaltung schafft. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, mit der man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt, ist eine Art Schirmherrschaft der Lokalpolitik.

Der Stadtrat (oder die Stadtverwaltung)

  1. erkennt, dass die Qualifizierung der Bevölkerung ein relevantes politisches Ziel ist

  2. stellt regelmäßig (wöchentlich bis monatlich, je nach Nachfrage) kostenlos Räumlichkeiten mit Internetanbindung zur Verfügung

  3. kündigt den Beginn der Veranstaltungsreihe ein paar Wochen im voraus in der Lokalzeitung an, idealerweise mit ein paar Vorbildern (nicht IT-affine Leute, sondern Leute mit der Einsicht in die Notwendigkeit), etwa Lokalpolitiker (jede Fraktion ist moralisch verpflichtet, wenigstens einen vorzuschicken), Mathe-/Informatiklehrer, Anwälte, Steuerberater, Seelsorger, IT-Dienstleister, Schüler...

  4. übernimmt, falls sich für die ersten Termine vor Ort keine Durchführenden finden, die Reisekosten von erfahrenen Aktivisten von außerhalb, die die Veranstaltungsreihe anschieben

  5. sorgt dafür, dass alle Veranstaltungen in der Lokalpresse angekündigt werden

  6. geht selber mit gutem Beispiel voran und schafft dauerhaft öffentliche Sichtbarkeit des Themas Kryptografie

  7. berichtet alle sechs Monate per Pressemitteilung darüber, was erreicht wurde (z.B. Teilnehmerzahl; Anzahl der Veranstaltungen; abgedeckte Themen)

  8. übt sanften Druck auf die geeigneten Schulen in der Gegend aus, das Thema dort zu etablieren, indem er vor jeder Pressemitteilung dort anfragt, was der aktuelle Stand ist, und das in die Pressemitteilung mit aufnimmt

  9. bemüht sich um die dauerhafte Aufhängung entsprechender Plakate bei (privatkundenorientierten) IT-Fachhändlern, Vereinen usw.

Bei genügend zeitlichem Vorlauf und der Aussicht auf externe Helfer, sollten sie nötig sein, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich Leute finden, die die Veranstaltungen durchführen. Im Extremfall reicht erst mal einer.

Ein praktisches, aber lösbares Problem: Die (Politisch-)Verantwortlichen müssen entscheiden, ob ein Interessent fachlich geeignet ist, und müssen auch sonst sicherstellen, dass die Veranstaltung nicht anderweitig aus dem Ruder läuft. Ein Telefonat mit etablierten Veranstaltern anderswo sollte die fachliche Eignung verlässlich abklären können.

Bei vielen Interessenten stellt sich die Frage umgekehrt: Wer darf was, wie oft und wann? Aber das sind dann schon Luxusprobleme. Es steht ja jedem frei, unabhängig von der Stadtverwaltung Cryptopartys durchzuführen.

Die Stadt muss diese Veranstaltungen auch nicht bis in alle Ewigkeit durchführen. Sie kann sie auch gleich mit dem Hinweis ankündigen, dass das nur als Anschubhilfe gedacht ist und nur so lange gemacht wird, bis sich die Szene – wie in größeren Städten – verselbständigt hat.

Crypto-Stammtisch

Da es in erster Linie um die Förderung einer Community geht, die kostenlose Schulungen organisiert und durchführt, drängt es sich auf, dass die Stadtverwaltung neben den Schulungen auch einen monatlichen Termin für einen Crypto-Stammtisch ansetzt, um schneller Helfer zu finden.

Mehr noch als die Schulungen mag der Crypto-Stammtisch sich für die Stadt als nützlich erweisen, weil dadurch ein Zugriff auf entsprechendes Know-How (auch Experten von außerhalb) geschaffen wird, das der Stadt helfen (z.B. Kosten sparen) mag, wenn sie irgendwann die IT ihrer Verwaltung entsprechend auf Vordermann bringen will.

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